Ist es gesund, einen Seelenverwandten zu haben, wenn man poly ist?

Ich bin ein Wesen, dass unglaublich viele Realitäten kennt und Möglichkeiten, Bedürfnisse zu fühlen, also unglaublich viele Varianten davon kennt, das Glück zu fühlen.

Und ich hatte da einen inneren Konflikt vor einigen Wochen. Ich habe einen Seelenverwandten, T. Einen Menschen, mit dem ich spirituell, gedanklich, emotional, sexuell und in Liebe eins bin. Für manche Menschen ist es die höchste Priorität, einen Seelenverwandten zu finden, als sei es das höchste Glück auf Erden. Und in der Tat, wenn man dies findet, findet man sich selbst und den Zugang zum Universum.

Doch dies ist doch nur eine Realität von so viel möglichen Glücks-Realitäten. Und für mich werden diese verschiedenen Glücks-Realitäten am Besten durch meine Erfahrungen verdeutlicht. Mein Leben ist ein Experiment, dass das maximale Glück erforscht. Nicht nur mein eigenes, sondern das der ganzen Menschheit.

Das ist sicherlich nicht einfach, da man oft sich selbst und das kleine Glück über Bord wirft, um dem großen Glück nachzuspüren.

Weiter zu meinem Seelenverwandten T.. Der Seelenverwandte gehört zu einer Realität, in der ich “noch” monogame Realitätsstrukturen aufweise.

Dabei bin ich ja ganz sicherlich nicht monogam, zumindest möchte ich diese Realitäts-Stränge auflösen, in der ich noch monogam bin. Ich will von meinen Gedanklichen und emotionalen Strukturen völlig polyamor werden, um mich dann komplett befreien zu können von den grundsätzlichen Beziehungsstrukturen der Monogamie oder Polyamorie.

Klingt das verständlich? Wahrscheinlich gar nicht. Auch egal. Jedenfalls ist da dieser Seelenverwandte und gleichzeitig sind da natürlich andere Liebes-Partner.

Ich will nicht nur mit einer einzigen Person sexuell, seelisch und romantisch verbunden sein. Ich will mit vielen verbunden sein. Das ist meine Natur.

Nur so kann ich der Menschheit maximal in meinem Glücks-Potential dienen.

T. ist mein Seelenverwandter. Den sollte ich an einem Samstag treffen und bei ihm schlafen. Es wär länger ausgemacht.

Doch dann kündigte sich spontan S. an, mein anderer Lover, um am Freitag bei mir zu übernachten.

Ich hatte Angst, meinen Seelenverwandten zu verlieren, wenn ich mich mit S. treffe.

T. wusste, das ich poly bin. Er wusste, dass ich mit anderen Menschen meine Liebe und meine Sexualität teilte. Doch er hat monogame, unbewusste Strukturen. Er zog sich jedesmal emotional zurück, wenn ich mit Anderen zusammen war. Er tat dies, ohne Schmerz, einfach nur mit Widerstand.

Also hatte ich die Wahl. Erzählte ich T., dass S. zu mir kommen würde, oder nicht? Bzw. wann genau erzähle ich T. dass ich S. treffe, vor oder nach dem Treffen mit S.?

Die Ehrlichkeit ist immer bei mir, also erzählte ich es ihm zügig am Freitag und er zog sich emotional zurück und sagte, er wolle mich nicht am Samstag treffen.

Also verbrachte ich Freitag physisch und körperlich mit S., während ich mit T. die ganze Zeit textete. Ich war völlig im Zwiespalt. Hier mit einem Menschen körperlich und in Liebe zusammen zu sein, während ich wusste, dass mein Seelenverwandter damit nicht einverstanden war.

S. fand die Situation wahrscheinlich auch nicht sehr geil. Er wusste schiesslich alles, war live in meinem Zwiespalt mit T. dabei. Ich erzählte ihm, dass T. mein Seelenverwandter war und dass es wahrscheinlich aus ist.

S., der mich liebt und den ich auch liebe, vergiss das bitte nicht, sagte mir: “Julia, wenn T. wirklich dein Seelenverwandter ist, wird er auch nicht gehen.” Und das fühlte sich sehr stimmig an.

Doch stell Dir mal die Größe und die Weisheit von S. vor, der, obwohl er mich liebt, es akzeptiert, dass ich in der wertvollen Zeit, die wir zusammen sind, über eine andere Liebes-Person spreche und T. auch noch als Seelenverwandten bezeichne. Das kann schon für einen Liebes-Partner sehr schwer zu verkraften sein. Doch das macht eben den Wachstums-Prozess eines polyamoren Menschen aus. Man liebt, bedingungslos, stoisch ruhig.

S. und ich waren uns ja am Freitag körperlich nah. Dazu muss ich sagen, das T. die Angewohnheit hat, in Salzwasser zu baden. Und ich hatte am Freitag das gleiche gemacht.

Und als mich S. ableckte, meinen ganzen Körper küsste und dann wieder meinen Mund küsste, war sein Mund und seine Zunge ganz salzig. Meine ganze Haut schmeckte nach Salz. Anscheinend hatte ich das Salz nicht gründlich genug ausgewaschen. T. hätte also in dem Moment nicht präsenter sein. Er war energetisch komplett da. Ich schlief mit S., liebte S., während T. energetisch da war.

Für eine monogam geprägte Person mag mein Gedankengang oder diese Erlebnisse vielleicht verwirrend oder fremd sein, für mich sind sie das Natürlichste der Welt.

Untreue ist ein menschengemachtes Konzept. Liebe, Ehrlichkeit, Sexualität sind spirituell entstandene Konzepte des Universums. Freie Bedürfnisse sind göttlicher Natur.

Menschen, die fühlen, dass wir alle Energie sind, verstehen, wie unsinnig es ist, Regeln darüber aufzustellen, dass wir monogame Beziehungen führen sollen und dass es so etwas wie Untreue gibt.

Wenn wir Untreue nicht auf Handlungen beziehen würden, sondern auf Gedanken, Gefühle und Energien, würden wir feststellen, dass alle Menschen auf der Welt stetig untreu sind. Das Konzept wäre dann recht sinnlos.

Nun ja. Jedenfalls war dies ein sehr seltsamer Freitag. Ich danke S. sehr für seine Ruhe und Präsenz, mich bedingungslos zu lieben.

T. hat sich dann schnell wieder gefangen und hat mich Samstag dann doch getroffen. Aus diesem Menschen werde ich nie schlau. Entweder bleiben seine monogamen Strukturen dauerhaft oder sie lösen sich zeitlupenmässig auf, sodass ich es nicht erkennen kann. Oder er hat einen ganz anderen, wunderschönen Wachstumsprozess, den meine festgefahrenen Prozesse nicht greifen können.

Es ist auf jeden Fall nicht meine Entscheidung, was T. in seinem Leben lernen will, wie er es tut oder mit wem er es tut. Meine Liebe ist frei.

Ich stelle mir vordergründig in der Situation die Frage, ob es gesund ist, einen Seelenverwandten zu haben, wenn man poly ist.

Ich habe jedenfalls die Frage noch nicht wirklich beantwortet, für mich selbst, ob es gesund und maximal glücklich ist, einen Seelenverwandten zu haben und polyamor zu sein. Vielleicht könnte ich mir auch die Frage stellen, ob es maximal gesund und glücklich ist, DIESEN Seelenverwandten zu haben. Schließlich gibt es sicherlich nicht nur einen Seelenverwandten, wie es schließlich nicht nur eine große Liebe gibt. Alles ist eine Frage der Erweiterung seiner Realitäts-Begrenzungen.

S. schrieb mir erst auch gestern, dass ich zu “attached” bin und wahrscheinlich ist auch das wieder sehr stimmig. Vielleicht ist es auch für mich an der Zeit die Konzepte von Seelenverwandtschaft und Polyamorie aufzulösen und einfach im Hier und Jetzt zu lieben. Das Glück so anzunehmen, wie es kommt. Doch auch das ist nur eine mögliche Realität von so vielen:)

Und ach, habe ich eigentlich schon von A. berichtet? Oder O.? Und all denjenigen, die ich im Herzen trage? Und der Tiefe meiner Liebe für Menschen grundsätzlich? :)

Und hast Du dich jemals gefragt, wie viele Menschen Du tief in Dir drin eigentlich lieben willst und von wie vielen Du eigentlich romantisch geliebt werden willst? Und was das mit Deinem Glücks-Potential eigentlich macht, romantisch mit mehreren wundervollen Menschen verbunden zu sein und bedingungslos zu lieben?

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